Der Bart, lange verpönt, ist nun seit einiger Zeit wieder vermehrt im Straßenbild anzutreffen. Ist der Bart ein Ausdruck der neuen Männlichkeit und eine Abwendung von der Metrosexualität der letzten Jahre?
Dass der Bart, eines der offenkundigsten Merkmale von Männlichkeit, in den letzten Jahren aus den Gesichtern der Männer verdrängt wurde, lag wohl an der Glorifizierung der metrosexuellen Männer à la David Beckham & Co. Der Trend der Androgynität besteht weiter, wird inzwischen aber von beiden Geschlechtern ausgelebt. Doch wo ein Trend ist, gibt es auch einen Gegentrend. So kann die Reanimierung des Bartwuchses wohl als ein Zeichen des Re-Gendering betrachtet werden.
Wie Mann heute Bart trägt
Der Drei-Tage-Bart hat allmählich ausgedient, wurde er inzwischen doch schon von jedem Möchtegern-Brad Pitt getragen, um besonders verwegen und sexy zu erscheinen. Dieser Bart ist etwas für Männer, die sich gern selbst inszenieren. Sie wollen wild und unangepasst wirken, sind für einen richtigen Bart aber zu eitel oder einfach zu feige.
Aber ein verwuschelter Wildwuchs sollte es auch nicht sein. Wichtigstes Gebot: gepflegt muss der Bart sein. Als Ausdruck der Individualität sind der Formgebung kaum Grenzen gesetzt und von jeder Klassenspezifischen Stigmatisierung losgelöst, kann Mann heutzutage diverse Bartformen tragen und seiner Persönlichkeit Ausdruck verleihen.
Der Schnauzbart
Als Zeichen von unabhängiger Einzigartigkeit, ist der Schnauzbart, der sogenannte Moustache nur begrenzt geeignet. Denn die Hipster dieser Welt haben sich seiner angenommen und ihn bis zur Lächerlichkeit verkommen lassen. Was bei der Fußball-Nationalmannschaft von 1985 schon nicht cool war, wird es heute wohl auch nicht mehr. Da helfen auch die Nerdbrille und Hosenträger nicht mehr. Wer den Schnauzbart schon immer trägt und ihn als authentisches Merkmal seiner Person pflegt, soll ihn tragen und diese kurze Welle des Hypes abwarten und überstehen. Alle anderen, die schnell einen coolen Trend mitmachen wollen, sei davon abgeraten.
Der Vollbart
Auch wieder häufig zu sehen: der Vollbart. Die wohl signifikantiste Bartform zum Ausdruck der Männlichkeit. Lange Zeit war er in Vergessenheit geraten und höchstens Großvätern oder Schwerverbrechern vorbehalten. Doch nun tragen ihn die jungen Männer um die 30 und schaffen es damit in die Hochglanzmagazine und auf die Laufstege dieser Welt. Denn er symbolisiert Souveränität und männliche Stärke. Das Männerbild, wie es momentan wieder an Bedeutung gewinnt und propagiert wird.
Egal, auf welche Bartform die Entscheidung letzendlich fällt, wichtig ist, dass er als Kennzeichen der Authentizität getragen wird – auch wenn die Wahl am Ende auf die Piratenvariante eines Johnny Depp fällt.
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