Michael Jackson bleibt der King of Pop

Michael Jackson soll kastriert worden sein, damit seine Stimme die eines Knaben bleibt, seine Kinder sollen wahlweise adoptiert, aus dem Reagenzglas oder gekauft worden sein und der King of Pop ist ja sowieso ein Alien. Der arme Mann! Hat der doch vor allem eines getan: Die Musik revolutioniert.

So wie Mozart, die Comedian Harmonists und die Beatles reiht sich auch Michael Jackson ein in die Reihe der Weltmusiker. Er vermochte mit seiner Musik einen Kern im Herz zu treffen, der die wildesten Wünsche, die größten Träume aus der hintersten Ecke der Verdrängung in Sekunden wieder zum Leben erwecken konnte.

Müssen die ganz großen Künstler leiden, um den Olymp des Ruhms erklimmen zu können? Oder war es Zufall, dass die kaputtesten Menschen auch immer die Größten waren?

Michael Jacksons unglückliche Kindheit

Sein Leben wurde nur zu oft beleuchtet, verfilmt und analysiert. Der tyrannische Vater, der frühe Ruhm, die Geschichten darüber, dass er so furchtbar schüchtern ist und auf der Bühne ein anderer Mensch wird. Er wird angeklagt wegen Kindesmißbrauchs, die „Tabloids“ schreiben, dass seine Ehen alle nur Schein sind. Er überwirft sich mit seinem Vater, baut sein eigenes Nimmerland, um die verlorene Kindheit wiederzukriegen. Die Art von Berühmtheit gab es damals nicht, heutzutage wissen Kinderstars wie Justin Bieber zumindest, was sie erwartet, Michael betrat unbekanntes Terrain.

Wie viel an den Gerüchten und Anschuldigungen wahr ist, das hat sich nur bedingt aufklären lassen. Auf jeden Fall hatte Michael eine schreckliche, harte Kindheit, viele Probleme und einen extremen Erfolgsdruck. Während seine Brüder sich alle irgendwann zurückzogen, heirateten und Kinder bekamen, war er der Freak. Seine Geschwister waren alle gut genährt, gesund, er wurde immer dünner, immer weißer. Er heiratet die Tochter von Elvis Presley, dann eine Krankenschwester, keine der Ehen hält mehr als zwei Jahre.

Seine Familie hat ein ganzes Imperium an Musikstars aufgebaut, jeder, der irgendwie konnte, wurde auf die Bühne geschubst, zuletzt haben sogar seine drei Neffen musiziert, niemand kam an ihn heran, natürlich nicht. Doch geredet wurde selten, Jackson bestach durch das Singen, die extravaganten Auftritte. Trotz des Mega Erfolgs blieb er undurchsichtig, wenn er sprach, dann leise, mit hoher Stimme, nicht laut und selbstsicher wie Jon Stewart. Vielleicht spielte das ebenso eine Rolle. In einer Welt der Selbstdarsteller versuchte Jackson leise zu reden, um gehört zu werden.

Jackson vor Gericht

Die Anklage des Kindesmißbrauchs ist eine Anklage, die ein Leben zerstört. Ob sich der Vorwurf als wahr oder unwahr herausstellt, daran kann sich meist kaum jemand erinnern. Was bleibt ist die Assoziation des Kindesmißbrauchs mit einem Menschen, der für den Rest seines Lebens damit leben muss. Michael Jackson wurde zwei Mal angeklagt, Kinder sexuell mißbraucht zu haben. In beiden Fällen ließ sich klar belegen, dass die Familien aus Geldgier gehandelt haben. Im ersten Fall gibt es Tonbandaufnahmen, die den Vater des Jungen aufgezeichnet haben. Dieser sagt, dass er gar nicht verlieren kann und Jackson beruflich wie privat vernichten will. Dass er bekommen wird, was er will.

Zusätzlich erwiesen sich die Beschreibungen über Jacksons Genitalien als falsch. Auch der zweite Fall wurde aus Raffgier angeleiert. Mehrere Stars warnten Jackson vor der Arvizo Familie, die durch die Gegend zogen um Berühmtheiten zu verklagen. Die Familie gab sogar zu, mehrmals unter Eid gelogen zu haben, auch in ähnlichen Fällen, um Geld zu erschleichen. Der Sohn der Familie Arvizo wurde gezwungen, gegen Jackson auszusagen und ließ sich später per Gericht rechtlich von seinen Eltern trennen.

Was das in einem Menschen anrichten muss, der über 300 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gestiftet und die „Heal the World Foundation“ gegründet hat, man weiß es nicht. Naiv allerdings war Jackson sicherlich nie.

Michael Jackson war ein Schwarzer

Als Michael Jackson immer weißhäutiger wurde, gab es erneut eine Welle von Gerüchten. Jackson selbst sagte er leide unter Vitiligo, niemand glaubte ihm. Nach der Autopsie stellte sich heraus, dass diese Aussage der Wahrheit entsprach.

Der Sänger litt auch unter diversen anderen Krankheiten. Bei einem Pepsi-Werbespot 1984 zog der sich Verbrennungen dritten Grades zu, eine gebrochene Nase nach einem Konzert führte zur ersten Nasen-OP und auch von Lupus-erythematodes (einen Autoimmunerkrankung mit typischen Rötungen), die letztendlich keinen House-Patienten trifft, aber leider den King of Pop. Er leidet unter den Vorwürfen des sexuellen Mißbrauchs, unter den Wiederherstellungs-OPs und wird abhängig von Schmerzmitteln, er isst zu wenig, schluckt zu viele Pillen. Irgendwann macht er einen Entzug, damit sich die Lage bessert.

Seine große Karriere der 80er Jahre bricht zumindest in den USA ein, man hat sich beeinflussen lassen von all den Geschichten und Vorwürfen. Die Ikone der Musik hat einen Riss bekommen. Der Rest der Welt sieht die Sache gelassener, es gibt keine Hetzjagd gegen den Popstar und so verkauft er weiterhin Platten, „They don’t care about us“ erreicht 1996 immernoch den ersten Platz der deutschen Charts, während er in den USA kaum Fuss fassen kann.

Das Ende des Königs

Vielleicht tendiert der Mensch dazu, zu vergessen, dass auch die ganz großen sterblich sind. Dass hinter den glitzernen Handschuhen und der Uniform ein Mensch steckte, der den ganzen Rummel genausowenig verkraften konnte, wie ein einzelner normaler Fan. Dass dieser Megastar vor allem Mensch war und immer versuchte die vermisste Liebe selbst zu geben, daran besteht kein Zweifel. Er hat enorme Werbeverträge abgeschlossen, mit den ganz großen Firmen kooperiert, und gleichzeitig für die Heilung der Welt plädiert. Jackson wußte, wie der Laden läuft. Er hat mitgespielt, um das Schiff selbst ein wenig lenken zu können.

So müssen auch die ganz großen irgendwann gehen und ob man sich erinnert oder nicht, sie sind jetzt auch nur Staub im Wind. Doch für eine gewisse Zeit und vielleicht auch für gewisse Zeiten in der Zukunft hat dieser Mann in den Menschen das bewegt, was verschüttet lag. Seine Musik hat geschrieen „Tief im Innern weißt du, dass das falsch ist!“ Er befahl, zu handeln, zu machen, zu tanzen, zu singen, zu schreien. Er hat eine Revolution angezettelt, eine friedliche Revolution, denn Frieden war sein Weg. Jetzt gilt es nur zu hoffen, dass eine friedliche Revolution, ganz in seinem Sinne, genauso kraftvoll ist wie die Mächte, die er zeitlebens bekämpft hat.

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