Midlife-Crisis auf dem Karaokefloor

Das Gruselkabinett Disco hatte an diesem Wochenende wieder geöffnet.
Das Szenario war das Gleiche wie immer – der Karaoke-Floor meines Lieblingsclubs.

Auftakt des Abends? Ein älterer Mann, geschätzte 40 Jahre alt, steigt auf die Bühne und singt „Nothing else matters“ von Metallica. Mit ihm im Rampenlicht steht seine aufblasbare Gummi-Luftgitarre, die er begeistert und enthusiastisch zur Untermalung seines Auftritts gebraucht. Gute Nummer. Alle lachen und freuen sich. Super, eins zu null für den Typen.

Er verlässt die Bühne schließlich. Bei den nächsten Auftritten anderer shreddert er weiter megacool auf seinem Aufblas-Gestell herum. Ich lächle. Süß.
Eine halbe Stunde später: Egal ob passend oder nicht (in manchen Liedern, zum Beispiel bei „My heart will go on“ von Celine Dion kommt nämlich keine E-Gitarre vor…), der Mann rockt kontinuierlich auf seiner Möchtegern-Gitarre ab, und das demonstrativ im Gang, damit ihn auch ja alle sehen. Okay… langsam ist es nicht mehr lustig und er könnte doch wirklich allmählich mal aufhören und sich einfach hinsetzen.

Selbe Location, zwei Stunden später. Ich kann den Kerl mittlerweile nicht mehr sehen und möchte ihm seine symbolische Penis-Verlängerung am liebsten aus der Hand reißen und um die Ohren hauen. Der Vollhonk muss doch begreifen, dass er diese Nummer nicht stundenlang am Stück durchziehen kann ohne zu nerven. Tut er anscheinend nicht. Er geht in die Knie, er gibt alles. Die umstehenden Gäste rollen mit den Augen oder lächeln gequält.

Nicht falsch verstehen. Nichts gegen Leute in den 40ern in Discos, deren Zielgruppe in den 20ern ist. Echt nicht. Lustig und originell sind die älteren Generationen ja schließlich auch. Aber bitte – irgendwann ist auch mal gut!