Tenor von den Fashionweeks: Leder wird DER Trend

Aktuell jagt ja eine Fashion Week die nächste auf dem bunten Modeglobus und abgesehen davon, dass man sich einig ist, dass es die wachsende Individualisierung immer schwieriger macht, einheitliche Tendenzen auszumachen, so ist ein Trend doch kaum zu übersehen: Leder. Am besten in Schwarz und ganz viel davon.

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Nach Calvin Klein, Jil Sander oder Bottega Veneta, zeigte nun auch Yves Saint Laurent in Paris, dass der trendbewusste Mann im kommenden Herbst und Winter an glattem, schwarzen Leder wohl nicht vorbeikommt. Manche Designer verhielten sich noch etwas zurückhaltend im Umgang mit dem Material, wohingegen Raf Simons für Jil Sander und Stefano Pilatti für Yves Saint Laurent in die Offensive gingen und ihre Models teilweise in einer Ganzkörper-Lederkluft über den Laufsteg schickten, dass einem doch mitunter ein leichtes Schaudern packte. Ob diese inflationäre Lederverarbeitung nun lediglich gewagt ist oder vielmehr gruselig, muss letztendlich jeder selbst entscheiden, aber Fakt ist, dass Leder einen der seltenen Trends darstellt, dem sich fast alle großen Modemarken anzuschließen scheinen.

Von Kopf bis auf auf Leder eingestellt

Raf Simons sorgte mit seiner lederlastigen Kollektion für Jil Sander bereits für einige Schockmomente, umso erschreckender ist da die Erkenntnis, dass er damit jedoch nicht allein einen – nun, nennen wir es gewöhnungsbedürftigen Mode-Exkurs beging. Ein Anzug komplett aus schwarzem Leder stellt allem Anschein nach auch für Stefano Pilatti das perfekte Outfit für den Mann im Herbst/Winter 2012 dar. Man muss sich schon fragen, ob nicht etwa der Matrix-Fundus unbemerkt zum Schnäppchenpreis verhökert wurde oder ob es eine Auszeichnung für denjenigen gibt, der es schafft die meiste Tierhaut in einer Kollektion unterzubringen. Vielleicht bedarf es nach den kuscheligen Flanellhemden- und Strickpulli-Zeiten auch erst einer gewissen Gewöhnung an das kühle, glatte Material, aber aus irgendeinem Grund wird man die Assoziation zu den Anhängerscharen einer Death-Rock-Band beim Betrachten der Laufstegbilder nicht ganz los.

Leder lieber ungewöhnlich

Nichts gegen lässige Biker-Jacken oder Einsätze bzw. Details aus Leder, die im gekonnten Materialmix wie zum Beispiel bei Pringle of Scotland oder Bottega Veneta für spannende Outfit-Kombinationen sorgen. Aber Leder von Kopf bis Fuß? Ausnahmslos? Und dann auch noch komplett in Schwarz? Muss das wirklich sein? Der Gedanke, seinen Chef montags Morgen im Leder-Business-Anzug zu grüßen, erscheint doch etwas skurril und wenn schon nicht zugunsten des guten Geschmacks, sollte man vielleicht wenigstens dem Tierschutz noch etwas Beachtung schenken, will man diesem Trend unbedingt Folge leisten. Kunstleder wird inzwischen in hochwertiger Qualität hergestellt und hat mit dem glänzenden, billigen Plastikstoff der 80er nicht mehr viel gemeinsam. Andere Designer und Labels, wie beispielsweise Bruno Pieters, verwenden hingegen ausschließlich Vintage-Leder-Teile und verarbeiten diese zu neuen Kleidungsstücken.
Zur Verteidigung der Herren Simons und Pilatti muss man aber auch festhalten, dass die Kollektionen, die auf den Runways der Welt gezeigt werden, oft lediglich zur Inspiration und nicht unbedingt zur bedingungslosen Nachahmung gedacht sind. So bleibt zu hoffen, dass die schwarze All-over-Lederkluft eventuell nur einen etwas überdeutlichen Hinweis auf einen kommenden Trend darstellen sollte, um hier nicht allzu sehr vom Leder zu ziehen…

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